Im Rahmen des jährlich stattfindenden „Vorster Novembers“ setzten sich 90 Teilnehmer mit dem Thema Emotionale Regulationsstörung auseinander. Der angemessene Umgang mit Gefühlen ist keineswegs selbstverständlich. Menschen mit einer geistigen Behinderung / Intelligenzminderung sind hier besonders gefordert. Gefühle wahrzunehmen, „richtig“ zu benennen und zu verbalisieren fällt ihnen oft schwer und behindert die Inklusion. „Wir, als Betreuer von Menschen mit geistiger Behinderung, sind dafür verantwortlich, dass diese Störung kein Hindernis für die Selbstbestimmung sein darf,“ erklärte Marianne Philipzig, Pädagogische Leitung der Lebenshilfe Kreis Viersen, direkt zu Beginn. „Und damit dies nicht so ist, haben wir zu dieser Fachtagung eingeladen.“ Mit Dr. Jan Glasenapp, Diplom-Psychologe und Buchautor „Emotionen als Ressourcen“, konnte man jemanden engagieren, der die Theorie mit der Praxis aus seiner täglichen Arbeit verbindet. „So wie die Werbung sich heutzutage hauptsächlich an die Emotionen eines Menschen und nicht an den Verstand richtet, so wendet man sich seit den letzten Jahren auch bei Therapieansätzen immer mehr den Emotionen zu. Wichtig ist dabei, dass man diese Emotionen würdigt, sie nicht unterdrückt sondern bewusst wahrnimmt und benennen kann,“ fasst er kurz zusammen. Viele Ansätze seien zu kompliziert. Daher konzentriere er sich auf vier Grundgefühle: Freude, Trauer, Angst und Wut. Alle anderen Begriffe wie beispielsweise Liebe, Verzweiflung Scham oder Hass könne man jeweils einem dieser Grundgefühle zuordnen. Ein modernes Beispiel für den Umgang mit Angst sei Harry Potter: „Angst zu benennen heißt nicht, dass man vor ihr davon laufen muss. Harry Potter findet gemeinsam mit seinen Freunden Wege, mit dieser Angst umzugehen, um sie zum Beispiel aktiv zu beeinflussen oder aushalten zu können.“

Weitere Referenten waren unter anderem Diplom-Psychologin Dr. Doris Janssen, die einen Vortrag in Leichter Sprache über eine „Heilsame Haltung“ gegenüber Emotionen hielt, sowie Diplom-Psychologe Ernst Hohn, der Einblicke in die Neurobiologie gab und wie man sie zur emotionalen Regulierung nutzen kann. Ganz besondere Einblicke in die Praxis gewährten Eva van den Boom, Diplom-Sozial-Pädagogin der Lebenshilfe, und Christina Martin, Betreute der Lebenshilfe. In Interviewform schilderten sie den Zuhörern eindrucksvoll von ihrem Alltag und wie sie gemeinsam Techniken entwickelt haben, um emotionale Krisen zu vermeiden, bzw. zu meistern. Auch die Zuhörer erhielten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. „Wenn ich den „Palaver im Bauch“ spüre, dann suche ich meist Ruhe. Anschreien darf man mich dann nicht. Dann würde alles nur noch schlimmer,“ erklärt Christina Martin.

Im Anschluss an die Vorträge konnten alle Teilnehmer ihr Wissen noch in sechs Workshops vertiefen. Einen Workshop hielt unter anderem Stephanie Janssen. Sie wird von der Lebenshilfe betreut und erzählte im Workshop, wie sie mit ihrer Emotionalen Regulationsstörung umgeht und welche Techniken ihr geholfen haben und helfen. Zum Abschluss dankte Marianne Philipzig allen Beteiligten mit einem Geschenk der „Kleinen Werkstatt“ der Lebenshilfe: „Wir werden viele Bilder in unsere Arbeit mitnehmen und freuen uns bereits heute auf den Vorster November im Jahr 2014.“

Die Referenten und Organisatoren freuten sich über ein Geschenk der „Kleinen Werkstatt“ (v.l.n.r.): Jan Pellens, Stephanie Janssen, Eva Linnartz, Dr. Jan Glasenapp, Marianne Philipzig, Ernst Hohn, Christa Bauch, Dr. Doris Janssen und Eva van den Boom.
Die Referenten und Organisatoren freuten sich über ein Geschenk der „Kleinen Werkstatt“ (v.l.n.r.): Jan Pellens, Stephanie Janssen, Eva Linnartz, Dr. Jan Glasenapp, Marianne Philipzig, Ernst Hohn, Christa Bauch, Dr. Doris Janssen und Eva van den Boom.
 
 
Das Logo der Lebenshilfe Kreis Viersen
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Wir sind eine Selbsthilfevereinigung, die sich seit 1967 dem Wohl von Menschen mit geistiger Behinderung verpflichtet hat. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien so normal wie möglich leben können.